Zirkus Kludsky- weltberühmt ! - Walhalla der Persönlichkeiten

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Zirkus Kludsky- weltberühmt !

Zirkusunternehmer
Villa Kludsky in Görkau
Zirkus Kludsky
weltberühmt
Aus "König der Manege" *,
1936 von Rudolf Kludsky)
und dem Heimatarchiv

Die Geschichte der Familie Kludsky ist uralt. Der Ururgroßvater der letzten Besitzer Karl und Rudolf Kludsky, war Gemeraladjutant von Johann III Sobiesky, König von Polen, der an der Befreiung Wiens unter Prinz Eugen teilnahm. Nach dessen Tode mußte der Urahn Kludsky aus seiner Heimat fliehen und er kam mit seiner Familie nach Böhmen.
Der Sohn dieses Kludsky, Anton konnte von einem Matrosen einen Papagei und einen Affen erwerben. Dieser Erwerb war die Grundlage des späteren Zirkus Kludsky. Anton Kludsky erwarb mit der Zeit weitere Tiere , und der Bestand wurde weiter vergrößert. Langsam wuchs  das Unternehmen Kludsky zu einer Sehenswürdigkeit heran. Noch war es nur Manege und kein Zirkus. Anton heiratete und dieser Ehe entsprossen 21 Söhne, zu denen auch der Vater von Karl und Rudolf Kludsky gehörte. Er starb in Görkau und liegt auf dem Zentralfriedhof begraben.
Damals war Dressurarbeit mit wilden Tieren noch Pionierarbeit; man kannte den großen Schutzkäfig noch nicht und die Dressur mußte in einem kleinen Käfig stattfinden. Nach dem Tode des Großvaters geriet das Unternehmen vorübergehend ins Wanken. Sein Sohn Karl mußte sein Studium aufgeben und, 20 jährig, die Unternehmensleitung übernehmen. Er heiratete ein Mädchen mit einer kleinen Mitgift. Dazu borgte er sich noch Geld und schaffte ein Doppelkarussell an. Der älteste Bruder von Karl Kludsky sen., Anton, wurde von einem Löwen angefallen und getötet. Die Menagerie war ohne Leitung. Nach langem Zögern übernahm Karl die Leitung des gesamten Unternehmens. Damit wurde der Grundstein zum internationalen Zirkus Kludsky gelegt.
Karl Kludsky verkaufte sein Doppelkarussell und reiste fortan mit dem Zirkus. Es stellten sich alsbald Katastrophen ein. Tierseuchen rafften den Bestand der Tiere dahin. Doch Karl Kludsky ließ sich nicht unterkriegen. Nach Aufnahme eines Kredites kaufte er 20 neue Raubtierwagen. In ganz Europa kaufte Kludsky seine Tiere ein. In Wien präsentierte sich der neue Zirkus erstmals dem Publikum. Die Erfolge ließen nun nicht lange auf sich warten. Kludsky hatte in seinem Programm die seltensten Tiere aufzuweisen. In Prag fusionierte Karl mit dem Unternehmen seines Bruders Gottlieb. Doch diese "Ehe" brachte kein Glück. Die Brüder trennten sich wieder. Nach einem wiederholten Neuanfang ging der Weg des Unternehmens steil bergan. Aus 20 Wagen waren bald 35 geworden. Bei der guten Pflege vermehrten sich die Tiere alsbald auf ein Vielfaches. Die Kludsky´s haben im Laufe ihrer Tätigkeit etwa 1000 Löwen zur Welt kommen sehen.
Im Unternehmen wurden außerdem Tiger, Stachelschweine, Braun-, Wasch-, und Malaienbären, sowie Hyänen, Leoparden, Jaguare, Panther, Lamas, Dromedare, Kamele, ja sogar Känguruhs gezüchtet. Im Jahre 1903 erstand Karl Kludsky den Zirkus Enders bei einer Versteigerung für 30 000 Kronen. Alleine das Pferdematerial war damals ein Vielfaches wert. Inzwischen trat Karl Kludsky jun. ins Unternehmen. Er hatte eine Lehre bei der spanischen Hofreitschule in Wien absolviert. So konnte er mit den übernommenen Pferden bestens umgehen.
Den Winter über verbrachte der Zirkus im milden Klima Italiens. Es war für die exotischen Tiere im Norden zu kalt. Aber auch hier traf den Zirkus ein harter Schicksalsschlag. Durch eine Bora wurden Tier- und Wohnwagen zertrümmert. Raubtiere erlangten die Freiheit und mußten getötet werden oder hatten sich tödlich erkältet.
Aber auch jetzt erholte sich das Unternehmen wieder. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Kludsky der Welt größte Tierschau. Auch das größte existierende Manegenzelt konnte er aufweisen. Schließlich arbeiteten bei Kludsky alle Menschenrassen, bestehend aus 32 Nationen.
Nach dem Krieg stellten sich neue Katastrophen ein. Durch Futtermangel starben die meisten Tiere. Von 400 blieben nur 17 übrig. Doch auch jetzt gab Karl Kludsky nicht auf. In Wien stellte er eine neue Nummer mit 6 Gänsen, 6 Schweinen und 4 Braunbären auf. Langsam ging es auch jetzt wieder bergauf.
Im Sommer 1920 kaufte Karl die Villa Kühne in Görkau, Obere Zeche. Es wurde dort ein Winterquartier  errichtet. Im Spätherbst zog der Zirkus in das neue Domizil ein. In München hatte der Unternehmer neue Tiere gekauft. Unter großen Schwierigkeiten verlud er sein Nilpferd und den Elefanten "Bubi", ein Riese, einzigartig in Europa.
In Wien baute Kludsky erstmals einen 3 Manegen Zirkus auf und hatte damit Welterfolg. 600- 800 Tiere wurden von 400 Angestellten und Arbeitern betreut.
Im Jahre übernahmen die Gebrüder Karl und Rudolf das Unternehmen, da der Vater schwer krank wurde. 1927 verstarb er in Görkau und er liegt dort am Zentralfriedhof begraben.
Und wieder zerstörte eine Bora in Fiume das Unternehmen. Auch jetzt erholte man sich wieder. Die Gebrüder wollten einen Steinbau erstellen. Doch dies scheiterte an den großen Steuerforderungen des tschechischen Staates. Im Dezember 1929 starb auch die Mutter der Brüder Kludsky. Auch sie liegt am Friedhof in Görkau.
Der Zirkus wanderte weiter mit guten Erfolgen von Land zu Land, aber es trafen ihn weitere Sorgen. Die Revolution ließen die Brüder ihre Vorstellungen nicht mehr zur Ausführung bringen. Schweren Herzens mußten sie verkaufen. Sie hofften in mehreren Jahren ihre Tiere zurückkaufen zu können. Doch die Devisenvorschriften durchkreuzten dies Vorhaben.
Die Brüder Kludsky bekannten sich 1945 zur deutschen Bevölkerung und wurden wie alle Deutschen enteignet. Rudolf hielt sich zu dieser Zeit in Österreich auf und starb dort. Karl Kludsky vegetierte in einem Wohnwagen in Weingarten. Er arbeitete schwer als Holzarbeiter mit der Martinsäge. Er ist in Görkau samt seiner Frau Elsa begraben.
Bei einem Besuch der alten Heimat machen die Görkauer oftmals einen Abstecher zu den Gräbern der Kludskys.

Aus einem Bericht von Karl Mittelbach jun.:

Zirkusdirektor Karl Kludsky, einstmaliger Zirkuskönig und Millionär, starb beinahe bettelarm in Görkau. Am 4. Dezember 1967 wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Familiengruft beigesetzt. Vom Turme der Friedhofskirche läutete die von ihm gespendete Glocke schwer. Seine Frau folgte ihm bald nach.
Karl Kludsky hatte seine Erinnerungen in einem Buche aufgeschrieben "Ein Leben in der Manege" *, das aber nur auf Tschechisch erschien. Sein Bruder Rudolf, der Görkau verlassen hatte, um in die Heimat seiner Frau Augusta, Schillingsdorf in der Gemeinde Kainbach bei Graz/ Steiermark, zu übersiedeln, hatte ein titelgleiches Buch verfaßt.
Ein Sensation für die Bevölkerung, besonders der Kinder, war der Riesenelefant "Baby" **. Für sie war er der "Baby- Schieban", weil er bei schweren Arbeiten von Karl Kludsky so gerufen wurde. Beim Verladen am Görkauer Bahnhof, welches alljährlich zur großen Weltreise geschah, und im Herbst bei der Rückkehr, war Baby unentbehrlich. Er mußte die schweren Wagen schieben und heben. Der Bahnhofsvorplatz war damals noch nicht gepflastert. Die Kinder waren wohl immer dabei. Sie tollten um ihren Babyschieban herum.Dieser Fleischkoloß ließ sich bei seiner Arbeit nie stören. Err genoß die ihm zugedachten Leckerbissen mit Freude.  Beim Görkauer Faschingszug war Babyschieban und andere Tiere des Zirkus Kludsky stets eine Sensation.
Der Name Kludsky hatte Weltruf. Dies galt vor allem für die Südhälfte Europas. Zuletzt hauste Karl Kludsky in einem Wohnwagen ganz oben im Görkauer Ortsteil Weingarten. Andere hatten sich in seiner Villa einquartiert.
Durch den Zirkus Kludsky sind der einheimischen Wirtschaft und der Stadt Görkau große Teile ihres Einkommens zugeflossen. Am Untergang des Riesenunternehmens spielten die Ereignisse der Nachkriegszeit die entscheidende Rolle. Karl Kludsky wurde nicht vertrieben, wurde aber enteignet. Er mußte im Dampfsägewerk arbeiten.

* Im Titel dieser Internet- Datei mit "König der Manege" bezeichnet.
** Der Riesenelefant wird sowohl als "Bubi" wie als "Baby" bezeichnet.
      *** Julius Fucik`s Triumphmarsch wurde in Komotau auf dem Turnerplatz uraufgeführt
"Bubi"** der Riesenelefant.
Villa Kludsky im Jahre 2010
Bei einem Besuch der alten Heimat machen die Görkauer
oftmals einen Abstecher zu den Gräbern der Kludskys.
 
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